Dienstag, 24. Juli 2007

PALIVIO en BOLIVIA

wir seien bestimmt brüder, sagen uns alle bolivianer. gleiche grösse, gleiche haut- und haarfarbe, gleiche frisur, ... und so ganz unschuldig sind wir auch nicht. wir haben die liste noch um gleiche hosen, gleichen schmuck, gleiche hüte, gleiche kleider, u.a. verlängert...:)

ja, bolivien. wo soll man da anfangen. vielleicht bei den öffentlichen verkehrsmitteln:



oder es geht auch im jeep: und zwar von san pedro de atacama, chile, nach uyuni, bolivia. dazwischen liegen drei wunderbare tage mit unglaublichen landschaften, verschiedenfabigsten lagunen, wüsten, steppen, geysiren, thermalquellen, vulkanen, ruckelpisten, staub, kälte (übernachten bei -20), beinfreiheit (mit acht personen im jeep) und last but not least, dem salar de uyuni. ein riesiges salzmeer:


angekommen in uyuni (ödes und kaltes städtchen), wollten wir so schnell als möglich weiter nach potosí. schneller gesagt als gemacht. alle busse ausgebucht! zudem waren streiks von minenarbeitern in zwei tagen angekündigt, was uns da blockiert hätte. da hatten thomas (franzose), patrick und ich die glorreiche idee, eben einen bus zu mieten (wenn es mit öv eben nicht geht, dann machen wir uns unsere eigenen öv). innerhalb von einer guten stunde hatten wir halb uyuni gefragt und die teilnehmerzahl für unser bus stieg von 3 auf sage und schreibe 22 personen! ach, war das geil!!:D



am nächsten morgen gings dann mit "unserem" bus in aller früh (nach einer durchzechten nacht mit unserer bus-crew) los. für die fahrt durch diese einmalige landschaft von uyuni nach potosí waren fünf stunden vorgesehen. dieser plan wurde aber plötzlich durch eine blockade von streikenden minenarbeitern durchkreuzt. ja, mitten in der pampa...
nach einigen ratlosen stunden des wartens entschied sich unser chauffeur für einen anderen (ziemlich spektakulären) weg durchs gebirge. nach insgesamt 13 stunden kamen wir zur naechsten blockade, kurz vor potosí. jetzt gings nicht mehr mit dem bus weiter. die letzte stunde mussten wir mit vollgepäck zu fuss in der dunkelheit durch herden von (mit alkohol, feuer und dynamit) streikenden mineuren auf die höchstgelegene grossstadt der welt auf über 4000 m ü. M. aufsteigen. eine reichlich strenge angelegenheit mit einem mulmigen gefühl...



wir wollten natürlich dann auch schauen gehen, warum denn die mineure denn streiken. der besuch in den minen zeigte uns die menschenunwürdigen beginungen, unter welchen die mineure zu arbeiten haben. viele von ihnen haben wir jedoch nicht gesehen, da sie ja (verständlicherweise!) auf der strasse waren. da mussten halt eben wir hand anlegen... die coca-blätter halfen uns natürlich, die bedinungen zu ertragen...

nachdem wir 4 tage in potosí blockiert waren, gings endlich weiter. das lustige und schöne dran war, dass unsere "bus-crew" somit schön zusammenblieb, was einige feuchtfröhliche stunden mit sich brachte.. mittlerweile haben wir auch sucre gesehen und sind jetzt in cochabamba.


ja, und um wieder auf unsere ähnlichkeiten zu sprechen zu kommen. gestern hats mich erwischt: ich verbrachte den nachmittag und abend damit, um von meinem bett etwa 40 schritte zum gemeinschaftsbad zu rennen bzw torkeln, um mich dort vorwärts und rückwärts der wc-schüssel zu widmen. auch das machen patrick und ich im akkord. als ich die ersten tropfen flüssigkeit wieder behalten konnte, löste er mich ab und hatte die nachtschicht...

morgen gehts weiter nach la paz, dann die "gefährlichste strecke der welt" mit dem velo hinunter in den urwald. weitere unglaubliche landschaften in diesem unglaublichen land warten auf uns...

habts gut und bis zum nächsten mal, livio

ps: wenn es für sportler so etwas wie höhentraining geben soll, dann gibts das sicherlich auch für musiker. ich habe nämlich meine klarinette mit dabei. und es soll mir niemand sagen, dass klarinette spielen auf über 4000 m ü. M. ein kinderspiel sei..;-D

Freitag, 13. Juli 2007

Zwei chronische Billet-und-Führer-Verleger-und-u-lang-suchen-Müsser-bis-wieder-Finder

Wir möchten uns herzlich bei Ihnen bedanken, dass sie sich für unser Produkt entschieden haben. Wir, das heisst: Zwei chronische Billet-und-Führer-Verleger-und-u-lang-suchen-Müsser-bis-wieder-Finder. Im trocken-ariden Klima von hier (San Pedro de Atacama) finden wir uns einwandfrei zurecht, es gibt hier auch so viele schöne Sachen zum machen (soorry Fredi). Doch nun alles von Vorne:

Ein Stücken von Santiago de Chile entfernt liegt Talagante und noch ein bisschen von dort ein friedliches, ruhiges Plätzchen Erde. In dieser weiten, grünen Landschaft beginnt auch unsere Geschichte. Diese Geschichte beginnt wiederum mit der Ankunft eines Mannes (Patrick). Er war weit gereist und konnte sich im idyllischen Talagante gut entspannen, sowie auch der zweite weit gereiste, der schon einige Zeit zuvor eingetroffen war (Livio). Mit Pingpong, Lesen und gelegentlichen Ausflügen in die Grossstadt Santiago und im Grossraum Santiago verbrachten sie ihre Zeit. Alles in allem, schöne Tage, die wir nur der Familie Lecaros (Ruth, Mario, Mario, Tino, Naima und natürlich auch unserm Pingpongnachwuchstalent Ralph, den wir hier auch grosszügig zur Familie zählen) zu verdanken haben. Irgenwann machten sich die zwei Gefährten dann auf die gefährliche Reise in die weite Welt.

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Das
war
einfach
eine
scheiss
verdammt
lange
Busfahrt
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So kamen unsere zwei Helden nach San Pedro de Atacama, eine überblickbare Touristenhochburg, mitten in der Atacamawüste gelegen. Die Atacamawüste ist eine der trockensten Regionen der Erde, an einigen Orten viel seit über zehn Jahren kein Regen, an anderen seit Messbeginn. Der Ort liegt auf fast 2500 Meter über Meer und ausserdem ist hier die kalte Jahreszeit, und so erstaunt es kaum, dass es gar nicht so heiss ist. Vor allem sind die Nächte eiskalt. Alles in allem, eine lebensfeindliche Gegend, in welcher sich Livio und Patrick für einige Zeit niederliessen. Doch es gibt hier so einiges Sehenswürdige zu bestaunen (die grösste offene Kupfermiene der Welt, das Valle de la Luna (sieht wirklich aus wie auf dem Mond, usw). Wir hatten wahrscheinlich jedoch den grössten Spass beim Sandborden.

Obwohl Livio, dem Sandskiing wohl lieber gewesen wäre, so einiges an Sand schluckte, ist Patrick immer noch der Meinung, dass Sandboarden gegenüber dem konventionellen Snowboarding nur Vorteile hat. Erstens, und auch am wichtigsten, fällt die schreckliche Kälte weg. Zweitens, man wird auch nicht nass. Drittens, man kann ohne Probleme kurze Hosen und T-Shirt anziehen, die einiges bequemer sind als Skihose und Skijacke. Viertens gibt es keine Eisblatern. Fünftens gibt es nur Tiefsand und keine Pisten. Sechstens hat man eine sensationell schöne Aussicht über die skurillen Felsformtionen und weiten Ebenen der Wüste. Und schlussendlich, und nicht unwichtig, es ist immer schön Wetter.

Ganz in der Nähe (mit den gemieteten Velos doch ein schönes Stückchen entfernt von San Pedro liegt das Valle de la Luna. Hier soll man den schönsten Sonnenuntergang der Welt bestauen können (obwohl dies wahrscheinlich viele Orte von sich behaupten). Das Gute daran ist, dass man sagen kann, man habe den schönsten Sonnenuntergang der Welt gesehen (obwohl man dadurch gezwungenermassen niemals einen schöneren Sonnenuntergang beobachten kann, es sei denn man verlasse die Erde). Der Sonnenuntergang war natürlich wunderschön. Wie sich die Schatten der Felsspitzen und Kuppen langsam ausdehnten, und unsere Felskuppe, auf die wir gestiegen waren, lansam erklimmten. Romantisch, wären da nicht links neben uns 50 und rechts 150 Fotos schiessende Touristen, die ebenfalls auf den heiligen Berg der Kitschfreunde gepilgert waren. Aus Protest und etwas Trotz beschloss ich, meinen Fotoapparat in meiner Tasche zu lassen. Deshalb werdet ihr nie erfahren, wie schön der schönste Sonnenuntergang wirklich war (ausser ihr pilgert selbst zum Kitschmekka oder einfacher, ihr fragt Livio).

Eigentlich wärs das. Morgen viel zu früh gehts weiter. Wir haben eine Dreitagestour über die Altiplanos, vorbei an grünen und roten Salzsehen, Geysiren und Vulkanen gebucht. Wir freuen uns und danken für eure Geduld...

Sonntag, 8. Juli 2007

novedades de cuba 4

"revolutionaere gehen nie in pension!", hat er mal gesagt, der liebe fidel. aber auch revolutionaere sterben irgendwann mal...


hola amigos

mittlerweile bin ich schon im winterlichen santiago de chile angekommen, patrick hats ebenfalls geschafft. wir koennen bei ruth, einer kollegin von uns, leben. ein paar tage auspannen und morgen gehts los richtung norden...

dennoch zwickt es mich in den fingern, nochmals ueber cuba zu schreiben. ueber das land, von dem man so viel hoert, das land mit den grossen namen wie fidel, che, raul & co, das land der revolution, das land der musik, der straende, ... gleich mal vorne weg: ich kann es jedem empfehlen, dieses spannende und interessante, wenn auch nicht einfache land einmal zu bereisen! mir hats gefallen:)

die grosse frage ist natuerlich innerhalb wie ausserhalb cubas: was passiert nach fidel? ich habe mit vielen cubanern darueber gesprochen und ganz unterschiedliche meinungen gehoert. einigkeit herrscht darueber, dass - solange er noch lebt und dazu faehig ist - fidels bruder raul die geschaefte weiterfuehrt. aber ueber das, was danach passiert, herrscht uneinigkeit. viele leute sagten mir , dass es so weitergehen wuerde wie bis anhin, dass das land seinen eigenen weg habe und diesen weitergehen wuerde. auch zur momentanen situation und zu fidel aeussern sich viele menschen nur sehr zurueckhaltend (aus angst oder auch nationalstolz) mit standard-propaganda-saetzen wie "fidel hat auch viel gutes geschaffen" oder "jedes land hat probleme"...


cuba befindet sich jedoch nicht in einer sehr guten wirtschaftlichen situation. nur die aelteren leute haben noch den vergleich mit der (schlimmen) zeit vor fidel (militaer-dikatur) und sind fidel fuer die verbesserungen dankbar (schulwesen, medizinische versorgung, alphabetisierung, anschluss an elektrizitaet, ...). die juengeren leute haben diesen vergleich jedoch nicht. hier entsteht der vergleich nur mit den touristen, die sich "ja alles leisten koennen"... dies gibt natuerlich konfliktpotential. viele leute in cuba sind wirklich arm und koennen nur dank geldern von verwandten in miami (es leben dort ueber 200'000 von fidel vertriebenen exilcubaner, die den groessten teil miamis ausmachen) ueberleben.
wenn diese nach fidels tod zurueckkehren wuerden, um ihre verstaatlichten besitztuemer zurueckzuverlangen, duerfte das nicht allzu reibungslos von statten gehen. ob sie zurueckkehren, ist ungewiss, da die lebensbedingungen in miami sicher besser sind..
es muss aber etwas passieren in diesem land. ein student meinte mal duester zu mir, dass in cuba veraenderungen immer nur durch krieg moeglich waren.. vielleicht gehts auch ueber reformen.
ich weiss es nicht. gerade die unglaubliche passivitaet und langsamkeit der cubaner macht es mir schwer zu glauben, dass diese leute eine weitere revolution zu stande bringen koennten..:D

ja, neben vielen schoenen sachen in cuba gabs auch dinge, von denen ich genug hatte. im land des sozialismus dreht sich alles ums geld, es wird auch immer gebettelt. zudem wollen dich viele irgendwie uebers ohr hauen. eigentlich schade, man wird sehr misstrauisch allen cubanern gegenueber...
zum schluss aber endlich einmal das, worueber ich schon immer schreiben wollte, ueber das, was so schoen ist an cuba: die musik!
alle cubaner sind musiker. sie leben die musik. an jeder strassenecke singen, trommeln, spielen ein paar zusammen. von kleinen kindern bis alten leuten. viele tanzen. hemmungslos, voller freude, ansteckend, ...
in der familie in havanna, in welcher ich wohnte, sassen sie im schaukelstuhl, das baby im schoss und klatschten ihm einen rhythmus auf die windeln... ja, was soll man da noch sagen. die kinder kriegen die musik schon in die wiege mit, haben sie im blut. das ist cuba!