Nachdem wir den Sprung aus dem Bett endlich geschafft haben (vor allem einer hat jeweils grosse Mühe), und uns in einer Bäckerei oder sonst wo mit Brot, Joghurt, Milch, Corn Flakes, Honig, Marmelade, Butter und Früchten eingedeckt haben, nehmen wir unser allmorgendliches Bomben-Deluxe-Frühstück an irgendeinem exklusiven Ort ein. So assen wir schon auf diversen Plazas de Armas (der Hauptplatz, der jede Stadt hier hat), in Bussen, auf dem Wayna Picchu (die Bergkuppe, die oberhalb Machu Picchus trohnt), auf schaukelnden Schiffen, in gemütlichen Innenhöfen, auf Dachterassen, an Busterminals oder aber auf fast 5000 Meter Höhe am Fusse eines Gletschers:
Übrigens waren wir am Fusse dieses Gletschers um uns im Eisklettern zu versuchen. War ganz lustig, aber verdammt streng, in dieser Höhe uebersäuern die Beine und Arme verdammt schnell.
Ein anderes Mal schlemmten wir wie gesagt auf dem Wayna Picchu, mit wunderbarem Blick auf Machu Picchu und brachten so manche Touristen zum Neiden, die auf ihren harten Riegeln herumkauten. Machu Picchu übrigens ist verdammt teuer und touristisch. Doch natürlich auch wunderschoen, die Umgebung, der Bergurwald, und alles. Gelohnt hat es sich, auch wenn es alles andere als preiswert ist. Bilder vom Machu Picchu könnt ihr übrigens auf machupicchu.com anschauen, denn wir zeigen euch dieses Bild, aufgenommen im Bergurwald von Machu Picchu:
Oder dann wäre da noch unser Bombenfrühstück am Mirador de Cruz im Colca Canon. Das ist eine Aussichtsplattform, auch viel zu touristisch, wo man morgens, wenn die Sonne aufgeht Kondore beobachten kann. Wieder das selbe Bild: neidische Touristen. Kondore sahen wir dort natürlich auch, wenn auch nicht allzu nahe. Hingegen liefen wir danach ein Stück weit durch die wunderschöne Cañonlandschaft, singend und endlich mal ohne die Kameratouristen um uns herum. Und als wir bei einem weiteren untouristischen Aussichtspunkt angekommen waren, hatten wir das Glück, dass uns ein Dreimeterkondor drei Meter ueber unseren Köpfen vorbeisegelte. Welch gigantische Vögel (übrigens die grössten Vögel), und wir konnten den Luftzug richtig spüren. Da hatten wir wieder mal Glück gehabt, wie schon am Tag zuvor, als wir zufälligerweise an einen Stierkampf heranliefen.
Ein eindrückliches und zweifelhaftes Schauspiel, vor allem als sie einen Stier in den langsamen Tod quälten. Wir waren natürlich nicht besser als alle anderen Schaulustigen, und konnten unsere Augen nicht vom Geschehen abwenden und applaudierten wie alle anderen, als der Stier tot am Boden lag. Auch wir haben halt so ein Organ, das ab und zu Adrenalin absondert.
Ein weiteres Mal arbeitete dieses Organ auf Hochtouren, als wir uns spontan fuer einen Bungee-Jump entschieden. Ab dem Punkt, wo du ihn bezahlst, hast du das Adrenalin im Blut, auf der Fahrt zum Gelände bleibt es konstant und steigt sprunghaft an, wenn du die Anlage erblickst. Ab diesem Zeitpunkt steigt es weiter, waehrend du angbunden und festgezurrt wirst, in die Kabine steigt, die danach gemächlich in die Hoehe gezogen wird. Unendlich lange kommen dir die paar Meter vor. Wenn du oben bist, die Türe geoeffnet, du auf der Kante stehst und es 3,2,1 zählt... Gleichzeitig wie du nach unten fliegst, steigt dein Stossgebet in die Höhe... A propos Gebet. Wir dachten schon, unsere Gebete wurden endlich erhört, als wir in Trujillo gemütlich auf der Plaza de Armas unser legendäres Fruehstueck einnahmen. Rund um die Plaza standen Ehrengarden, Musiken, Militär und Polizisten bereit. Endlich mal ein uns gebührender Empfang! Doch wir wurden enttäuscht. Es war doch nur für den Sekretär des Papstes, der der Stadt gerade einen Besuch wegen des Erdbebens abstattete. Ein riesiger Menschenauflauf. Stimmung wie beim Empfang eines Musicstars, eines berühmten Schauspielers. Beeindruckend. Der Glaube hier in Südamerika spielt schon eine sehr wichtige Rolle, wohl wegen der ärmsten Verhältissen, in denen viele Leute hier zurecht kommen müssen.
Die Armut konnten wir auch ganz beeindruckend im Kinderheim Urpi Wasi in Cusco erleben. Das Tagesheim wurde von der Schweizerin Barbara Casanova von Null an aufgebaut. Mittlerweile kommen jeden Tag 340 Kinder von einjährig bis zur sechsten Klasse aus ärmsten Verhältnissen ins Urpi Wasi, wo sie in den Genuss von Bildung, Ernährung, Kleidung und vor allem Zuneigung kommen.
Es sei ihr grösster Wunsch gewesen, den Kindern Hoffnung, Selbstvertrauen und Zuversicht zu geben, meint Barbara. Das hat sie erreicht! Es geht ganz schön tief, wenn man die Freude und Reichheit dieser materiell armen Kinder sieht. Ihre Offenheit, ihr Lachen und ihre Dankbarkeit Mamita Barbara gegenüber, die sich im Unterricht, beim Essen, im Tanz, auf dem Fussballplatz zeigen...
Bombenfrühstücke sind das eine. Bombenabendessen das andere. Und zwar gibt es hier in jeder Stadt diese fantastischen Restaurants, wo man fuer 1 bis 2 Franken solche Menüs erhält, dass man bis zum Umfallen isst. Tallarín con carne, tallarín con pollo, tallarín con chancho… Gestern ist uns gar das Unglaubliche passiert. Livio hat nicht aufgegessen.
Auch sonst haben wir natürlich ausgiebig die hiesige Küche ausprobiert. Von Strassenküchen über Cebiche bis Cuyes (Meerschweinchen). Beim Cuy waren wir allerdings etwas enttäuscht. Gut war es zwar, aber das reicht ja nirgends hin...!!!
Vor allem, wenn nach dem Nachtessen noch ein klitzekleiner Ausgang auf dem Programm steht, zum Beispiel im Forum, im Tambo, im ...
Jaja, und ein paar weitere Stunden später geht dann unser Tag jeweils zu Ende. Oder beginnen er dann jeweils schon wieder?