hola amigos
ja, es geht noch schlimmer... noch heisser! ich bin in baracoa dem oestlichsten, karibisten, orientalisten und heissesten ecken cubas. (im moment zwar mit pullover bewaffnet im eisgekuehlten internet-cafe). wieder ist einiges passiert, mein ostcuba-trip ist fast vorbei. morgen gehts zurueck nach havanna, am sonntag (in 4 tagen!!) fliege ich nach santiago de chile. es soll dort frost haben, habe ich gehoert, ein temperatursturz steht mir also bevor... ich befinde mich also nun im internet(eis)cafe-trainingslager fuer chile:)
vor neun tagen fuhr ich nach trinidad, einem wunderschoenen kolonialstaedtchen in zentral-cuba. am einfachsten geht das mit dem viazul, einer car-gesellschaft, die alle wichtigen orte anfaehrt. dies ist nicht ganz billig, deshalb wird es fast ausschliesslich von touristen benutzt, weswegen man eigentlich immer einen platz ergattern kann. zudem ist das auch ziemlich das einzige (abgesehen von fluegen) transportmittel, das einigermassen puenktlich und zuverlaessig ist in cuba. (ein bisschen spatzig sollte man jedoch immer noch haben, da die chauffeure doch gerne mal mitten auf der "autobahn" anhalten, um ein eis oder eine banane zu kaufen oder mit einem freund zu plaudern, den sie gerade gesehen haben...:D)

trinidad ist wegen seines kolonialen flairs bekannt. im kleinen staedtchen mit kopfsteinpflaster und bunten haeusern herrscht eine gemuetliche stimmung. leider ist es jedoch ziemlich ueberlaufen von touristen. das hat zur folge, dass es in der stadt nur so von jineteros wimmelt. jineteros sind das maennliche pendant zu jineteras (gelegenheitsprostituirte) und bezeichnen strichmaenner, vor allem aber leute, die dir etwas verkaufen wollen oder dich zur casa particular eines freundes fueren (und dafuer eine provision bekommen, die schliesslich der tourist indirekt bezahlt). auf jeden fall sind sie gerade in solchen touristischen orten extrem aufdringlich und hoeren meist erst auf, nachdem man die stimme gehebt hat. eigentlich schade und unnoetig... aber viele leichtglaeubige touristen machen den jineterismo zu einem florierenden geschaeft. angeboten wird dir dabei eine ganze palette (vor allem mir, als alleinreisendem mann): rum, cigarren, marihuana, chicas, koka, casas particulares, essen, taxi, konzerte, cocain, wechselgeld, ...

ich habe mir dann wieder einen roller gemietet (mein lieblingshobby in cuba:D). damit konnte ich die wunderschoene gegend um trinidad besichtigen. gleich in der naehe gibt es das valle de los ingenios, ein zuckerrohr-tal. unglaubliche flaechen voller zuckerrohr, alles gruen.. frueher war hier eine sklavenhochburg fuer den zuckerrohrabbau (lange zeit die wichtigste wirtschaftliche stuetze cubas). noch heute kann man diese duesteren kapitel hautnah erleben. in mitten von armen und einfachen haeusern/huetten taucht ploetzlich wieder ein koloniales prunkgebaeude oder ein turm der ehemaligen plantagenbesitzer auf:

das beste in trinidad war jedoch der CANCHÁNCHARA. ein unglaublich guter, herrlicher drink: rum, honig, limette und eis!!! ach wie goettlich:D
dann machte ich mich doch schon auf richtig osten, santiago de cuba. nach einem tag busreise kam ich dann in santiago an. und - wie immer wenn man einen viazul-busbahnhof verlaesst - als erstes musste man sich mal durch eine meute von etwa 30 jineteros, taxifahrern, ... zwaengen, die dir eine casa particular, ein taxi, oder was auch immer was anbieten wollen...
das beste ist es jeweils - wenn man in einer guten casa ist - die leute gleich zu fragen, ob sie nicht in der naechsten stadt freunde haben, die eine casa zu den selben tarifen haben, was auch immer der fall ist. (zur erinngerung: eine casa particular ist ein vermietetes zimmer in einem privathaus) so wurde ich dann auch immer am bhf mit einem kaertchen "LIVIO" von den freunden der letzten casa abgeholt, was mir endlose diskussionen mit den jineteros ersparte...

santiago de cuba: heiss, laut, dunkel, stinkend, schnell, lebendig, huegelig ... zuerst war ich gerade etwas ueberrumpelt, habe mich doch schon sehr ans kubanische tempo gewoehnt:) havanna ist im vergleich dazu der reinste ruheplatz:) es hat mir gar nicht so gut gefallen...
auch die casa particula war noch speziell. leute, die sehr aufs wirtschaftliche aus waren, und nicht allzu arm... ich kam dann mit dem besitzer mal ins gespraech und er erklaerte mir die situation: jeder "casa particular"-betreiber muss abgaben an den staat bezahlen, unabhaengig davon, wie viele naechte er sein zimmer belegt hat: 100 CUC (entspricht us-$) pro zimmer, 70 CUC pauschal fuer essensangebot, 45 CUC fuer gemeinschaftsraum/balkon/...
der besitzer meiner casa muss also (fuer seine 2 zimmer mit allem drum und dran) 305 CUC pro monat an den staat bezahlen. das toent nach viel, ist es auch, ABER:
ich habe ihn dann weiter ein wenig ausgefragt, fuer mich gerechnet und kam zu einem ueberraschenden ergebnis: dieser mann verdient mit seiner casa, abzueglich der abgaben an den staat den staat und den lohn fuer 5 (!!) angestellte, immer noch im minimum 1300 CUC pro monat. das ist das 25-fache des staatlichen ingenieur-lohns (ca 25 CUC/monat) und das 130-fache des staatlichen arbeiterlohns (ca 10 CUC/monat). und das im land der so hoch gepriesenen gleichheit, der revolution und des kommunismus!
in den neunziger-jahren, nach dem zerfall der sowietunion verlor cuba seinen wichtigsten partner und stuerzte in eine schwere wirtschaftkrise. die regierung war gezwungen, kapitalistische ansaetze zuzulassen (bauernmaerkte, casas particulares, ...). zusammen mit der oeffnung fuer den aufkommenden tourismus war es mit der gleichheit vorbei (wenn es die dann ueberhaupt mal gegeben hat...).
der casa-betreiber meinte dann nur zu mir, dass sich die cubaner mit den verhaeltnissen arangiert haben. er kann das sagen mit seinen 1300 CUC pro monat, seine angestellten (10 CUC/monat) haben mit anderen problemen zu kaempfen... so jetzt aber genug geschichte. weiter gings in die sierra maestra:

die sierra maestra ist das hoechste und groesste "gebirge" in cuba. das zum nationalpark erklaerte gebiet ist groesstenteils bewaldet und ziemlich erhalten geblieben. (auf dem foto ist einer der wenigen punkte ohne wald und mit ein bisschen wind, ach wie herrlich...). ich habe dann einen fuehrer gehabt (alleine ist es gar nicht erlaubt) und bin zwei tage mit ihm im park umhergewandert:) im park gibt es einen unglaublichen artenreichtum an tieren und pflanzen. vor allem fuer ornithologen ist es hier ein paradies, es gibt einige endemische arten. (auch ich wurde ein wenig vom ornithologischen fieber gepackt). unter anderem findet man den nationalvogel cubas, den tocororo, in den farben blau, weiss und rot, den farben der flagge cubas:

der hoehepunkt war dann aber doch der hoechste punkt cubas, der pico turquino, sagenhafte 1982 m ue. M., mit einer herrlichen aussicht von etwa 10 metern auf die baeume..;) die rund 1300 hoehenmeter hinauf waren eine schweisstreibende angelegenheit. ueber 30 grad celius und eine geschaetzte luftfeuchtigkeit von 12390.35% hinterliessen etwa 688.56 gramm salz in meinem t-shirt, das am anderen tag entsprechend weiss war...:)

noch sagenhafter war jedoch, dass die cubaner sogar hier rauf eine statue ihres groessten nationalheldes jose marti (schriftsteller und freiheitskaempfer in unabhaengigkeitskampf gegen spanien) schleppten, unglaublich.... in cuba gibt es sicher mindestens soviele jose marti-statuen wie einwohner. auch sind etliche schulen, plaetze, strassen, ... nach den nationalhelden marti, guevara, cespedes & co benannt.
die nacht nach der gipfelbesteigung verbrachte ich in einem camp in den bergen. 2 funkgeraetbewacher und koeche, mein fuehrer und ich verbrachten zu viert einen gemuetlichen abend mit rum, schepperndem radio (musik und propaganda im wechseltakt) und schwatzen.
mit einem kurzen zwischenstopp in santiago kam ich dann nach baracoa. heute habe ich ein weiteres mal einen roller gemietet und die landschaft erkundet. regenwaelder wechseln sich mit kargen kaktuslandschaften ab.. man ist wie in einem anderen land angekommen... ich lief dann auch mit einem einheimischen an einem fluss entlang etwa eineinhalb stunden durch dichte vegetation zu einem wasserfall. wunderschoen, aber irgendwie kann ichs kaum mehr aufnehmen und bin ein wenig cuba-gesaettigt.
ja, in 4 tagen gehts weiter nach chile. hier in cuba bleiben mir nun noch 1 tag reise und 2 tage in havanna, wo ich mit einem musikstudenten, den ich zufaellig kennen lernte, das konservatorium anschauen gehen und den rest mit packen, souvenirs, ... verbringen werde.
wie gesagt, ich bin ein wenig reisemuede. trotzdem wars ne super zeit hier in cuba. ich hatte auch glueck, wurde ich doch von krankheiten, diebstaelen und groesseren problemen bis jetzt verschont und bin doch froh darueber:)
nun freue ich mich aber auf santiago de chile, wo ich bei ruth, einer freundin von uns, ein paar tage auspannen kann. ein paar tage spaeter kommt patrick (er sitzt gerade an den maturapruefungen.. an dieser stelle: viiiiel spass allen, die jetzt daran sind:D) und dann werden wir zusammen zum neuen abenteuer durchstarten. auf dem programm stehen: chile, bolivien, peru, equador! ich freue mich riesig...
saludos, livio