Samstag, 8. September 2007

Schon gewusst, ...

...dass man in Aguas Calientes während der Happy Hour 4 Drinks für einen bekommt?

...dass in Aguas Calientes die Happy Hour den ganzen Tag dauert?

...dass hier ein Cocktail in der Regel gleich teuer wie ein Bier ist?

...dass Livios Reise genau 100 Tage dauert?

...dass wir am liebsten in Baños geblieben wären, weils so chillig und gemütlich war?

...dass das Seil beim Puenting nicht elastisch ist?

...dass man in Bolivien/Peru Busterminalgebühr zahlt?

...dass man auf dem Äquator nicht mit geschlossenen Augen im Gänseschritt laufen kann?

...dass es in Ecuador Discos gibt, in denen man um 3 Uhr morgens zu den ersten Gästen gehört?

...dass die Portionen in Chifas sogar für uns richtige Herausforderungen sind?

...dass Cochabamba bei uns nun Chotzabamba heisst?

...dass Zuckerrohr wohl der Grund dafür ist?

...dass wir uns nun schon so gut kennen, dass wir uns jederzeit gegenseitig ärgern könn(t)en?

...dass Patrick der langsamere Aufsteher als Livio ist?

...dass Livio Snakes-süchtig ist?

...dass ganz Südamerika nun "huara geil" sagen kann?

...dass Patrick seine 1-Liter-Gel-Tube noch nicht ansatzweise geleert hat?

...dass Livio einen grossen Fotoapparatverbrauch hat?

...dass wir wahrscheinlich schon auf dem Weg zurück in die Schweiz seid, wenn ihr das liest?

...dass dies der letzte Bericht ist?







Mittwoch, 29. August 2007

ein Tag in Südamerika

Wenn am Morgen die ersten Sonnenstrahlen in unser Hotelzimmer dringen (ca. 13 Uhr morgens) und wir langsam erwachen, hört man schon lange den Lärm von der Strasse. Autos, Gehupe (die Hupe hat eine ganz andere Bedeutung in Südamerika), reges Treiben an Märkten, Verkäufer die mit lauter Stimme ihre Waren preisen, ...

Nachdem wir den Sprung aus dem Bett endlich geschafft haben (vor allem einer hat jeweils grosse Mühe), und uns in einer Bäckerei oder sonst wo mit Brot, Joghurt, Milch, Corn Flakes, Honig, Marmelade, Butter und Früchten eingedeckt haben, nehmen wir unser allmorgendliches Bomben-Deluxe-Frühstück an irgendeinem exklusiven Ort ein. So assen wir schon auf diversen Plazas de Armas (der Hauptplatz, der jede Stadt hier hat), in Bussen, auf dem Wayna Picchu (die Bergkuppe, die oberhalb Machu Picchus trohnt), auf schaukelnden Schiffen, in gemütlichen Innenhöfen, auf Dachterassen, an Busterminals oder aber auf fast 5000 Meter Höhe am Fusse eines Gletschers:

Übrigens waren wir am Fusse dieses Gletschers um uns im Eisklettern zu versuchen. War ganz lustig, aber verdammt streng, in dieser Höhe uebersäuern die Beine und Arme verdammt schnell.

Ein anderes Mal schlemmten wir wie gesagt auf dem Wayna Picchu, mit wunderbarem Blick auf Machu Picchu und brachten so manche Touristen zum Neiden, die auf ihren harten Riegeln herumkauten. Machu Picchu übrigens ist verdammt teuer und touristisch. Doch natürlich auch wunderschoen, die Umgebung, der Bergurwald, und alles. Gelohnt hat es sich, auch wenn es alles andere als preiswert ist. Bilder vom Machu Picchu könnt ihr übrigens auf machupicchu.com anschauen, denn wir zeigen euch dieses Bild, aufgenommen im Bergurwald von Machu Picchu:

Oder dann wäre da noch unser Bombenfrühstück am Mirador de Cruz im Colca Canon. Das ist eine Aussichtsplattform, auch viel zu touristisch, wo man morgens, wenn die Sonne aufgeht Kondore beobachten kann. Wieder das selbe Bild: neidische Touristen. Kondore sahen wir dort natürlich auch, wenn auch nicht allzu nahe. Hingegen liefen wir danach ein Stück weit durch die wunderschöne Cañonlandschaft, singend und endlich mal ohne die Kameratouristen um uns herum. Und als wir bei einem weiteren untouristischen Aussichtspunkt angekommen waren, hatten wir das Glück, dass uns ein Dreimeterkondor drei Meter ueber unseren Köpfen vorbeisegelte. Welch gigantische Vögel (übrigens die grössten Vögel), und wir konnten den Luftzug richtig spüren. Da hatten wir wieder mal Glück gehabt, wie schon am Tag zuvor, als wir zufälligerweise an einen Stierkampf heranliefen.

Ein eindrückliches und zweifelhaftes Schauspiel, vor allem als sie einen Stier in den langsamen Tod quälten. Wir waren natürlich nicht besser als alle anderen Schaulustigen, und konnten unsere Augen nicht vom Geschehen abwenden und applaudierten wie alle anderen, als der Stier tot am Boden lag. Auch wir haben halt so ein Organ, das ab und zu Adrenalin absondert.

Ein weiteres Mal arbeitete dieses Organ auf Hochtouren, als wir uns spontan fuer einen Bungee-Jump entschieden. Ab dem Punkt, wo du ihn bezahlst, hast du das Adrenalin im Blut, auf der Fahrt zum Gelände bleibt es konstant und steigt sprunghaft an, wenn du die Anlage erblickst. Ab diesem Zeitpunkt steigt es weiter, waehrend du angbunden und festgezurrt wirst, in die Kabine steigt, die danach gemächlich in die Hoehe gezogen wird. Unendlich lange kommen dir die paar Meter vor. Wenn du oben bist, die Türe geoeffnet, du auf der Kante stehst und es 3,2,1 zählt...

Gleichzeitig wie du nach unten fliegst, steigt dein Stossgebet in die Höhe... A propos Gebet. Wir dachten schon, unsere Gebete wurden endlich erhört, als wir in Trujillo gemütlich auf der Plaza de Armas unser legendäres Fruehstueck einnahmen. Rund um die Plaza standen Ehrengarden, Musiken, Militär und Polizisten bereit. Endlich mal ein uns gebührender Empfang! Doch wir wurden enttäuscht. Es war doch nur für den Sekretär des Papstes, der der Stadt gerade einen Besuch wegen des Erdbebens abstattete. Ein riesiger Menschenauflauf. Stimmung wie beim Empfang eines Musicstars, eines berühmten Schauspielers. Beeindruckend. Der Glaube hier in Südamerika spielt schon eine sehr wichtige Rolle, wohl wegen der ärmsten Verhältissen, in denen viele Leute hier zurecht kommen müssen.

Die Armut konnten wir auch ganz beeindruckend im Kinderheim Urpi Wasi in Cusco erleben. Das Tagesheim wurde von der Schweizerin Barbara Casanova von Null an aufgebaut. Mittlerweile kommen jeden Tag 340 Kinder von einjährig bis zur sechsten Klasse aus ärmsten Verhältnissen ins Urpi Wasi, wo sie in den Genuss von Bildung, Ernährung, Kleidung und vor allem Zuneigung kommen.

Es sei ihr grösster Wunsch gewesen, den Kindern Hoffnung, Selbstvertrauen und Zuversicht zu geben, meint Barbara. Das hat sie erreicht! Es geht ganz schön tief, wenn man die Freude und Reichheit dieser materiell armen Kinder sieht. Ihre Offenheit, ihr Lachen und ihre Dankbarkeit Mamita Barbara gegenüber, die sich im Unterricht, beim Essen, im Tanz, auf dem Fussballplatz zeigen...


Bombenfrühstücke sind das eine. Bombenabendessen das andere. Und zwar gibt es hier in jeder Stadt diese fantastischen Restaurants, wo man fuer 1 bis 2 Franken solche Menüs erhält, dass man bis zum Umfallen isst. Tallarín con carne, tallarín con pollo, tallarín con chancho… Gestern ist uns gar das Unglaubliche passiert. Livio hat nicht aufgegessen.

Auch sonst haben wir natürlich ausgiebig die hiesige Küche ausprobiert. Von Strassenküchen über Cebiche bis Cuyes (Meerschweinchen). Beim Cuy waren wir allerdings etwas enttäuscht. Gut war es zwar, aber das reicht ja nirgends hin...!!!

Vor allem, wenn nach dem Nachtessen noch ein klitzekleiner Ausgang auf dem Programm steht, zum Beispiel im Forum, im Tambo, im ...

Jaja, und ein paar weitere Stunden später geht dann unser Tag jeweils zu Ende. Oder beginnen er dann jeweils schon wieder?

Montag, 13. August 2007

4000m-200m-3800m-2300m-6075m!

Um etwa 10 Uhr des 12. Augusts erreichten Livio und Patrick keuchend und mit etwas Hoehenkopfschmerzen den 6075 Meter hohen Gipfel des Nevado Chachani. Ein Riesenerlebnis fuer den erfahrenen Bergsteiger Livio sowie das Greenhorn Patrick (der wie Livio behauptet sein Comeback gab, nach ihm war es allerdings eher ein One-"Mountain"-Stand). Mit einem Gipfelschnaps (Havana Club, von Livio aus Cuba mitgebracht) und einem Gipfelschnupf (Mc Chrystals) wurde die 6000 Meter standesgemaess eingeweiht. Nun haben wir uns einen Ruhetag in Arequipa, Peru verdient und nutzen ihn aus, wieder mal einen Bericht zu schreiben.

Ja, was hat sich getan seit dem letzten Bericht? Wir haben uns zuerst mal von unseren Magenbeschwerden erholt, dann gings nach La Paz (eine unglaublich spektakulaer gelegene, unglaublich chaotische, einfach unglaubliche Stadt). Nach La Paz fuhren wir mit einem Bike die gefahrlichste Strasse der Welt herunter (die Landschaft ist unglaublich schoen, aber gefahrlich ist die Strasse nicht wirklich). Dann gabs einige ruhige Tage in Coroico, um uns von all den Staedten, die wir in Bolivien besucht haben, zu erholen und uns auf die 20 Stunden Holperpistenhorrorbusfahrt, die uns auf dem Weg in den Dschungel bevorstadt, vorzubereiten. Es war wirklich ein Horrortrip. Ausserdem hielt der Bus irgendwann am Abend in einer Stadt an. Eine halbe Stunde Pause, hiess es. Wir kauften uns was kleines zu essen, und bemerkten dann, dass unser Bus nach einer Viertelstunde mit unserem Gepaeck einfach losfuhr. Wir waren eine Gruppe von etwa 15 Leuten, die nun da standen und warteten. Jaja, der wird sicher wieder zurueckkehren. Und wir warteten und warteten. Und wir warteten eine Stunde. Und langsam wurde uns unwohl und wir warteten. Und nach etwa 2 Stunden kam der Bus zurueck. Er hatte einen kleinen Defekt, den er beheben musste. Willkommen in Bolivien. Und dann gings weiter mit holper di polper und rumpel di pumpel und holper und rumpel und schuettel und ruettel...

Am Morgen des ersten Augusts kamen wir dann endlich im Dschungel, Rurrenabaque an. Am Abend feierten wir diesen aeusserst wichtigen Tag mit einigen Pisco Sours und einem Riesenfeuerwerk (wir hatten irgenwann zuvor an einem Markt zwei Raketen gekauft).

Am naechsten Tag gings auf einen Pampatrip, wo wir Krokodile, Aeffchen, Kobras, Alligatoren, jede Menge Voegel, Riesenmehrschweine (habe den Namen vergessen), Anacondas, Affen, Delfine, und viel zu viele Moskitos sahen. Natuerlich gabs in den Pampas auch Partys. Das sind jedoch laengere Geschichten.

Voellig verstochen reisten wir nach dem Pampastrip wieder nach La Paz. Mit dem Flugzeug. Fuer die ueber 20 Stunden Busfahrt benoetigten wir gerade mal eine knappe Stunde fuer die 4000 Hoehenmeter. Praktisch.

Am selben Tag gings weiter nach Copacabana am Titicacasee, das wegen eines Volksfestes voellig mit Leuten ueberschwaemmt und voellig ueberteuert war. Weil uns zusaetzlich die Bolivianos ausgingen und es keine Geldautomaten in Copacabana gibt, beschlossen wir, schon am naechsten Tag nach Puno, auch am Titicacasee gelgen, aber in Peru, weiterzureisen. Der Titicacasee ist uebrigens ein wunderschoener See, ich habe mich in das tiefe Blau sofort verliebt. Er liegt auf etwa 3800 Meter und ist somit der der hoechstgelegene beschiffbare See der Welt. Ausserdem ist er etwa 10 mal so gross wie der Bodensee. Von Puno aus unternahmen wir einen Zweitagesausflug, zuerst auf die schwimmenden Inseln (kuenstliche Inseln aus Schilf hergestellt) die zwar ganz faszinierend und raffiniert sind, aber nur noch fuer die Touristen existieren. Dann gings weiter zu einer realen Insel, wo wir einer Familie zuegeordnet wurden und in einheimischen Verhaelnissen (extrem einfach, ohne Strom, ohne fliessend Wasser) eine Nacht lang lebten. Am Abend wurden wir in Ponchos eingekleidet und wurden an ein kleines Fest gefuehrt:

So, und nun sind wir wie gesagt in Arequipa und erholen uns von den Strapazen des Nevado Chachani und bereiten uns auf neue Erlebnisse vor, die wir euch natuerlich im naechsten Beitrag nicht vorenthalten werden. Hasta luego...

Dienstag, 24. Juli 2007

PALIVIO en BOLIVIA

wir seien bestimmt brüder, sagen uns alle bolivianer. gleiche grösse, gleiche haut- und haarfarbe, gleiche frisur, ... und so ganz unschuldig sind wir auch nicht. wir haben die liste noch um gleiche hosen, gleichen schmuck, gleiche hüte, gleiche kleider, u.a. verlängert...:)

ja, bolivien. wo soll man da anfangen. vielleicht bei den öffentlichen verkehrsmitteln:



oder es geht auch im jeep: und zwar von san pedro de atacama, chile, nach uyuni, bolivia. dazwischen liegen drei wunderbare tage mit unglaublichen landschaften, verschiedenfabigsten lagunen, wüsten, steppen, geysiren, thermalquellen, vulkanen, ruckelpisten, staub, kälte (übernachten bei -20), beinfreiheit (mit acht personen im jeep) und last but not least, dem salar de uyuni. ein riesiges salzmeer:


angekommen in uyuni (ödes und kaltes städtchen), wollten wir so schnell als möglich weiter nach potosí. schneller gesagt als gemacht. alle busse ausgebucht! zudem waren streiks von minenarbeitern in zwei tagen angekündigt, was uns da blockiert hätte. da hatten thomas (franzose), patrick und ich die glorreiche idee, eben einen bus zu mieten (wenn es mit öv eben nicht geht, dann machen wir uns unsere eigenen öv). innerhalb von einer guten stunde hatten wir halb uyuni gefragt und die teilnehmerzahl für unser bus stieg von 3 auf sage und schreibe 22 personen! ach, war das geil!!:D



am nächsten morgen gings dann mit "unserem" bus in aller früh (nach einer durchzechten nacht mit unserer bus-crew) los. für die fahrt durch diese einmalige landschaft von uyuni nach potosí waren fünf stunden vorgesehen. dieser plan wurde aber plötzlich durch eine blockade von streikenden minenarbeitern durchkreuzt. ja, mitten in der pampa...
nach einigen ratlosen stunden des wartens entschied sich unser chauffeur für einen anderen (ziemlich spektakulären) weg durchs gebirge. nach insgesamt 13 stunden kamen wir zur naechsten blockade, kurz vor potosí. jetzt gings nicht mehr mit dem bus weiter. die letzte stunde mussten wir mit vollgepäck zu fuss in der dunkelheit durch herden von (mit alkohol, feuer und dynamit) streikenden mineuren auf die höchstgelegene grossstadt der welt auf über 4000 m ü. M. aufsteigen. eine reichlich strenge angelegenheit mit einem mulmigen gefühl...



wir wollten natürlich dann auch schauen gehen, warum denn die mineure denn streiken. der besuch in den minen zeigte uns die menschenunwürdigen beginungen, unter welchen die mineure zu arbeiten haben. viele von ihnen haben wir jedoch nicht gesehen, da sie ja (verständlicherweise!) auf der strasse waren. da mussten halt eben wir hand anlegen... die coca-blätter halfen uns natürlich, die bedinungen zu ertragen...

nachdem wir 4 tage in potosí blockiert waren, gings endlich weiter. das lustige und schöne dran war, dass unsere "bus-crew" somit schön zusammenblieb, was einige feuchtfröhliche stunden mit sich brachte.. mittlerweile haben wir auch sucre gesehen und sind jetzt in cochabamba.


ja, und um wieder auf unsere ähnlichkeiten zu sprechen zu kommen. gestern hats mich erwischt: ich verbrachte den nachmittag und abend damit, um von meinem bett etwa 40 schritte zum gemeinschaftsbad zu rennen bzw torkeln, um mich dort vorwärts und rückwärts der wc-schüssel zu widmen. auch das machen patrick und ich im akkord. als ich die ersten tropfen flüssigkeit wieder behalten konnte, löste er mich ab und hatte die nachtschicht...

morgen gehts weiter nach la paz, dann die "gefährlichste strecke der welt" mit dem velo hinunter in den urwald. weitere unglaubliche landschaften in diesem unglaublichen land warten auf uns...

habts gut und bis zum nächsten mal, livio

ps: wenn es für sportler so etwas wie höhentraining geben soll, dann gibts das sicherlich auch für musiker. ich habe nämlich meine klarinette mit dabei. und es soll mir niemand sagen, dass klarinette spielen auf über 4000 m ü. M. ein kinderspiel sei..;-D

Freitag, 13. Juli 2007

Zwei chronische Billet-und-Führer-Verleger-und-u-lang-suchen-Müsser-bis-wieder-Finder

Wir möchten uns herzlich bei Ihnen bedanken, dass sie sich für unser Produkt entschieden haben. Wir, das heisst: Zwei chronische Billet-und-Führer-Verleger-und-u-lang-suchen-Müsser-bis-wieder-Finder. Im trocken-ariden Klima von hier (San Pedro de Atacama) finden wir uns einwandfrei zurecht, es gibt hier auch so viele schöne Sachen zum machen (soorry Fredi). Doch nun alles von Vorne:

Ein Stücken von Santiago de Chile entfernt liegt Talagante und noch ein bisschen von dort ein friedliches, ruhiges Plätzchen Erde. In dieser weiten, grünen Landschaft beginnt auch unsere Geschichte. Diese Geschichte beginnt wiederum mit der Ankunft eines Mannes (Patrick). Er war weit gereist und konnte sich im idyllischen Talagante gut entspannen, sowie auch der zweite weit gereiste, der schon einige Zeit zuvor eingetroffen war (Livio). Mit Pingpong, Lesen und gelegentlichen Ausflügen in die Grossstadt Santiago und im Grossraum Santiago verbrachten sie ihre Zeit. Alles in allem, schöne Tage, die wir nur der Familie Lecaros (Ruth, Mario, Mario, Tino, Naima und natürlich auch unserm Pingpongnachwuchstalent Ralph, den wir hier auch grosszügig zur Familie zählen) zu verdanken haben. Irgenwann machten sich die zwei Gefährten dann auf die gefährliche Reise in die weite Welt.

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Das
war
einfach
eine
scheiss
verdammt
lange
Busfahrt
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So kamen unsere zwei Helden nach San Pedro de Atacama, eine überblickbare Touristenhochburg, mitten in der Atacamawüste gelegen. Die Atacamawüste ist eine der trockensten Regionen der Erde, an einigen Orten viel seit über zehn Jahren kein Regen, an anderen seit Messbeginn. Der Ort liegt auf fast 2500 Meter über Meer und ausserdem ist hier die kalte Jahreszeit, und so erstaunt es kaum, dass es gar nicht so heiss ist. Vor allem sind die Nächte eiskalt. Alles in allem, eine lebensfeindliche Gegend, in welcher sich Livio und Patrick für einige Zeit niederliessen. Doch es gibt hier so einiges Sehenswürdige zu bestaunen (die grösste offene Kupfermiene der Welt, das Valle de la Luna (sieht wirklich aus wie auf dem Mond, usw). Wir hatten wahrscheinlich jedoch den grössten Spass beim Sandborden.

Obwohl Livio, dem Sandskiing wohl lieber gewesen wäre, so einiges an Sand schluckte, ist Patrick immer noch der Meinung, dass Sandboarden gegenüber dem konventionellen Snowboarding nur Vorteile hat. Erstens, und auch am wichtigsten, fällt die schreckliche Kälte weg. Zweitens, man wird auch nicht nass. Drittens, man kann ohne Probleme kurze Hosen und T-Shirt anziehen, die einiges bequemer sind als Skihose und Skijacke. Viertens gibt es keine Eisblatern. Fünftens gibt es nur Tiefsand und keine Pisten. Sechstens hat man eine sensationell schöne Aussicht über die skurillen Felsformtionen und weiten Ebenen der Wüste. Und schlussendlich, und nicht unwichtig, es ist immer schön Wetter.

Ganz in der Nähe (mit den gemieteten Velos doch ein schönes Stückchen entfernt von San Pedro liegt das Valle de la Luna. Hier soll man den schönsten Sonnenuntergang der Welt bestauen können (obwohl dies wahrscheinlich viele Orte von sich behaupten). Das Gute daran ist, dass man sagen kann, man habe den schönsten Sonnenuntergang der Welt gesehen (obwohl man dadurch gezwungenermassen niemals einen schöneren Sonnenuntergang beobachten kann, es sei denn man verlasse die Erde). Der Sonnenuntergang war natürlich wunderschön. Wie sich die Schatten der Felsspitzen und Kuppen langsam ausdehnten, und unsere Felskuppe, auf die wir gestiegen waren, lansam erklimmten. Romantisch, wären da nicht links neben uns 50 und rechts 150 Fotos schiessende Touristen, die ebenfalls auf den heiligen Berg der Kitschfreunde gepilgert waren. Aus Protest und etwas Trotz beschloss ich, meinen Fotoapparat in meiner Tasche zu lassen. Deshalb werdet ihr nie erfahren, wie schön der schönste Sonnenuntergang wirklich war (ausser ihr pilgert selbst zum Kitschmekka oder einfacher, ihr fragt Livio).

Eigentlich wärs das. Morgen viel zu früh gehts weiter. Wir haben eine Dreitagestour über die Altiplanos, vorbei an grünen und roten Salzsehen, Geysiren und Vulkanen gebucht. Wir freuen uns und danken für eure Geduld...

Sonntag, 8. Juli 2007

novedades de cuba 4

"revolutionaere gehen nie in pension!", hat er mal gesagt, der liebe fidel. aber auch revolutionaere sterben irgendwann mal...


hola amigos

mittlerweile bin ich schon im winterlichen santiago de chile angekommen, patrick hats ebenfalls geschafft. wir koennen bei ruth, einer kollegin von uns, leben. ein paar tage auspannen und morgen gehts los richtung norden...

dennoch zwickt es mich in den fingern, nochmals ueber cuba zu schreiben. ueber das land, von dem man so viel hoert, das land mit den grossen namen wie fidel, che, raul & co, das land der revolution, das land der musik, der straende, ... gleich mal vorne weg: ich kann es jedem empfehlen, dieses spannende und interessante, wenn auch nicht einfache land einmal zu bereisen! mir hats gefallen:)

die grosse frage ist natuerlich innerhalb wie ausserhalb cubas: was passiert nach fidel? ich habe mit vielen cubanern darueber gesprochen und ganz unterschiedliche meinungen gehoert. einigkeit herrscht darueber, dass - solange er noch lebt und dazu faehig ist - fidels bruder raul die geschaefte weiterfuehrt. aber ueber das, was danach passiert, herrscht uneinigkeit. viele leute sagten mir , dass es so weitergehen wuerde wie bis anhin, dass das land seinen eigenen weg habe und diesen weitergehen wuerde. auch zur momentanen situation und zu fidel aeussern sich viele menschen nur sehr zurueckhaltend (aus angst oder auch nationalstolz) mit standard-propaganda-saetzen wie "fidel hat auch viel gutes geschaffen" oder "jedes land hat probleme"...


cuba befindet sich jedoch nicht in einer sehr guten wirtschaftlichen situation. nur die aelteren leute haben noch den vergleich mit der (schlimmen) zeit vor fidel (militaer-dikatur) und sind fidel fuer die verbesserungen dankbar (schulwesen, medizinische versorgung, alphabetisierung, anschluss an elektrizitaet, ...). die juengeren leute haben diesen vergleich jedoch nicht. hier entsteht der vergleich nur mit den touristen, die sich "ja alles leisten koennen"... dies gibt natuerlich konfliktpotential. viele leute in cuba sind wirklich arm und koennen nur dank geldern von verwandten in miami (es leben dort ueber 200'000 von fidel vertriebenen exilcubaner, die den groessten teil miamis ausmachen) ueberleben.
wenn diese nach fidels tod zurueckkehren wuerden, um ihre verstaatlichten besitztuemer zurueckzuverlangen, duerfte das nicht allzu reibungslos von statten gehen. ob sie zurueckkehren, ist ungewiss, da die lebensbedingungen in miami sicher besser sind..
es muss aber etwas passieren in diesem land. ein student meinte mal duester zu mir, dass in cuba veraenderungen immer nur durch krieg moeglich waren.. vielleicht gehts auch ueber reformen.
ich weiss es nicht. gerade die unglaubliche passivitaet und langsamkeit der cubaner macht es mir schwer zu glauben, dass diese leute eine weitere revolution zu stande bringen koennten..:D

ja, neben vielen schoenen sachen in cuba gabs auch dinge, von denen ich genug hatte. im land des sozialismus dreht sich alles ums geld, es wird auch immer gebettelt. zudem wollen dich viele irgendwie uebers ohr hauen. eigentlich schade, man wird sehr misstrauisch allen cubanern gegenueber...
zum schluss aber endlich einmal das, worueber ich schon immer schreiben wollte, ueber das, was so schoen ist an cuba: die musik!
alle cubaner sind musiker. sie leben die musik. an jeder strassenecke singen, trommeln, spielen ein paar zusammen. von kleinen kindern bis alten leuten. viele tanzen. hemmungslos, voller freude, ansteckend, ...
in der familie in havanna, in welcher ich wohnte, sassen sie im schaukelstuhl, das baby im schoss und klatschten ihm einen rhythmus auf die windeln... ja, was soll man da noch sagen. die kinder kriegen die musik schon in die wiege mit, haben sie im blut. das ist cuba!

Dienstag, 26. Juni 2007

novedades de cuba 3

hola amigos

ja, es geht noch schlimmer... noch heisser! ich bin in baracoa dem oestlichsten, karibisten, orientalisten und heissesten ecken cubas. (im moment zwar mit pullover bewaffnet im eisgekuehlten internet-cafe). wieder ist einiges passiert, mein ostcuba-trip ist fast vorbei. morgen gehts zurueck nach havanna, am sonntag (in 4 tagen!!) fliege ich nach santiago de chile. es soll dort frost haben, habe ich gehoert, ein temperatursturz steht mir also bevor... ich befinde mich also nun im internet(eis)cafe-trainingslager fuer chile:)

vor neun tagen fuhr ich nach trinidad, einem wunderschoenen kolonialstaedtchen in zentral-cuba. am einfachsten geht das mit dem viazul, einer car-gesellschaft, die alle wichtigen orte anfaehrt. dies ist nicht ganz billig, deshalb wird es fast ausschliesslich von touristen benutzt, weswegen man eigentlich immer einen platz ergattern kann. zudem ist das auch ziemlich das einzige (abgesehen von fluegen) transportmittel, das einigermassen puenktlich und zuverlaessig ist in cuba. (ein bisschen spatzig sollte man jedoch immer noch haben, da die chauffeure doch gerne mal mitten auf der "autobahn" anhalten, um ein eis oder eine banane zu kaufen oder mit einem freund zu plaudern, den sie gerade gesehen haben...:D)


trinidad ist wegen seines kolonialen flairs bekannt. im kleinen staedtchen mit kopfsteinpflaster und bunten haeusern herrscht eine gemuetliche stimmung. leider ist es jedoch ziemlich ueberlaufen von touristen. das hat zur folge, dass es in der stadt nur so von jineteros wimmelt. jineteros sind das maennliche pendant zu jineteras (gelegenheitsprostituirte) und bezeichnen strichmaenner, vor allem aber leute, die dir etwas verkaufen wollen oder dich zur casa particular eines freundes fueren (und dafuer eine provision bekommen, die schliesslich der tourist indirekt bezahlt). auf jeden fall sind sie gerade in solchen touristischen orten extrem aufdringlich und hoeren meist erst auf, nachdem man die stimme gehebt hat. eigentlich schade und unnoetig... aber viele leichtglaeubige touristen machen den jineterismo zu einem florierenden geschaeft. angeboten wird dir dabei eine ganze palette (vor allem mir, als alleinreisendem mann): rum, cigarren, marihuana, chicas, koka, casas particulares, essen, taxi, konzerte, cocain, wechselgeld, ...



ich habe mir dann wieder einen roller gemietet (mein lieblingshobby in cuba:D). damit konnte ich die wunderschoene gegend um trinidad besichtigen. gleich in der naehe gibt es das valle de los ingenios, ein zuckerrohr-tal. unglaubliche flaechen voller zuckerrohr, alles gruen.. frueher war hier eine sklavenhochburg fuer den zuckerrohrabbau (lange zeit die wichtigste wirtschaftliche stuetze cubas). noch heute kann man diese duesteren kapitel hautnah erleben. in mitten von armen und einfachen haeusern/huetten taucht ploetzlich wieder ein koloniales prunkgebaeude oder ein turm der ehemaligen plantagenbesitzer auf:



das beste in trinidad war jedoch der CANCHÁNCHARA. ein unglaublich guter, herrlicher drink: rum, honig, limette und eis!!! ach wie goettlich:D
dann machte ich mich doch schon auf richtig osten, santiago de cuba. nach einem tag busreise kam ich dann in santiago an. und - wie immer wenn man einen viazul-busbahnhof verlaesst - als erstes musste man sich mal durch eine meute von etwa 30 jineteros, taxifahrern, ... zwaengen, die dir eine casa particular, ein taxi, oder was auch immer was anbieten wollen...
das beste ist es jeweils - wenn man in einer guten casa ist - die leute gleich zu fragen, ob sie nicht in der naechsten stadt freunde haben, die eine casa zu den selben tarifen haben, was auch immer der fall ist. (zur erinngerung: eine casa particular ist ein vermietetes zimmer in einem privathaus) so wurde ich dann auch immer am bhf mit einem kaertchen "LIVIO" von den freunden der letzten casa abgeholt, was mir endlose diskussionen mit den jineteros ersparte...



santiago de cuba: heiss, laut, dunkel, stinkend, schnell, lebendig, huegelig ... zuerst war ich gerade etwas ueberrumpelt, habe mich doch schon sehr ans kubanische tempo gewoehnt:) havanna ist im vergleich dazu der reinste ruheplatz:) es hat mir gar nicht so gut gefallen...
auch die casa particula war noch speziell. leute, die sehr aufs wirtschaftliche aus waren, und nicht allzu arm... ich kam dann mit dem besitzer mal ins gespraech und er erklaerte mir die situation: jeder "casa particular"-betreiber muss abgaben an den staat bezahlen, unabhaengig davon, wie viele naechte er sein zimmer belegt hat: 100 CUC (entspricht us-$) pro zimmer, 70 CUC pauschal fuer essensangebot, 45 CUC fuer gemeinschaftsraum/balkon/...
der besitzer meiner casa muss also (fuer seine 2 zimmer mit allem drum und dran) 305 CUC pro monat an den staat bezahlen. das toent nach viel, ist es auch, ABER:
ich habe ihn dann weiter ein wenig ausgefragt, fuer mich gerechnet und kam zu einem ueberraschenden ergebnis: dieser mann verdient mit seiner casa, abzueglich der abgaben an den staat den staat und den lohn fuer 5 (!!) angestellte, immer noch im minimum 1300 CUC pro monat. das ist das 25-fache des staatlichen ingenieur-lohns (ca 25 CUC/monat) und das 130-fache des staatlichen arbeiterlohns (ca 10 CUC/monat). und das im land der so hoch gepriesenen gleichheit, der revolution und des kommunismus!
in den neunziger-jahren, nach dem zerfall der sowietunion verlor cuba seinen wichtigsten partner und stuerzte in eine schwere wirtschaftkrise. die regierung war gezwungen, kapitalistische ansaetze zuzulassen (bauernmaerkte, casas particulares, ...). zusammen mit der oeffnung fuer den aufkommenden tourismus war es mit der gleichheit vorbei (wenn es die dann ueberhaupt mal gegeben hat...).
der casa-betreiber meinte dann nur zu mir, dass sich die cubaner mit den verhaeltnissen arangiert haben. er kann das sagen mit seinen 1300 CUC pro monat, seine angestellten (10 CUC/monat) haben mit anderen problemen zu kaempfen... so jetzt aber genug geschichte. weiter gings in die sierra maestra:



die sierra maestra ist das hoechste und groesste "gebirge" in cuba. das zum nationalpark erklaerte gebiet ist groesstenteils bewaldet und ziemlich erhalten geblieben. (auf dem foto ist einer der wenigen punkte ohne wald und mit ein bisschen wind, ach wie herrlich...). ich habe dann einen fuehrer gehabt (alleine ist es gar nicht erlaubt) und bin zwei tage mit ihm im park umhergewandert:) im park gibt es einen unglaublichen artenreichtum an tieren und pflanzen. vor allem fuer ornithologen ist es hier ein paradies, es gibt einige endemische arten. (auch ich wurde ein wenig vom ornithologischen fieber gepackt). unter anderem findet man den nationalvogel cubas, den tocororo, in den farben blau, weiss und rot, den farben der flagge cubas:



der hoehepunkt war dann aber doch der hoechste punkt cubas, der pico turquino, sagenhafte 1982 m ue. M., mit einer herrlichen aussicht von etwa 10 metern auf die baeume..;) die rund 1300 hoehenmeter hinauf waren eine schweisstreibende angelegenheit. ueber 30 grad celius und eine geschaetzte luftfeuchtigkeit von 12390.35% hinterliessen etwa 688.56 gramm salz in meinem t-shirt, das am anderen tag entsprechend weiss war...:)



noch sagenhafter war jedoch, dass die cubaner sogar hier rauf eine statue ihres groessten nationalheldes jose marti (schriftsteller und freiheitskaempfer in unabhaengigkeitskampf gegen spanien) schleppten, unglaublich.... in cuba gibt es sicher mindestens soviele jose marti-statuen wie einwohner. auch sind etliche schulen, plaetze, strassen, ... nach den nationalhelden marti, guevara, cespedes & co benannt.
die nacht nach der gipfelbesteigung verbrachte ich in einem camp in den bergen. 2 funkgeraetbewacher und koeche, mein fuehrer und ich verbrachten zu viert einen gemuetlichen abend mit rum, schepperndem radio (musik und propaganda im wechseltakt) und schwatzen.

mit einem kurzen zwischenstopp in santiago kam ich dann nach baracoa. heute habe ich ein weiteres mal einen roller gemietet und die landschaft erkundet. regenwaelder wechseln sich mit kargen kaktuslandschaften ab.. man ist wie in einem anderen land angekommen... ich lief dann auch mit einem einheimischen an einem fluss entlang etwa eineinhalb stunden durch dichte vegetation zu einem wasserfall. wunderschoen, aber irgendwie kann ichs kaum mehr aufnehmen und bin ein wenig cuba-gesaettigt.
ja, in 4 tagen gehts weiter nach chile. hier in cuba bleiben mir nun noch 1 tag reise und 2 tage in havanna, wo ich mit einem musikstudenten, den ich zufaellig kennen lernte, das konservatorium anschauen gehen und den rest mit packen, souvenirs, ... verbringen werde.

wie gesagt, ich bin ein wenig reisemuede. trotzdem wars ne super zeit hier in cuba. ich hatte auch glueck, wurde ich doch von krankheiten, diebstaelen und groesseren problemen bis jetzt verschont und bin doch froh darueber:)
nun freue ich mich aber auf santiago de chile, wo ich bei ruth, einer freundin von uns, ein paar tage auspannen kann. ein paar tage spaeter kommt patrick (er sitzt gerade an den maturapruefungen.. an dieser stelle: viiiiel spass allen, die jetzt daran sind:D) und dann werden wir zusammen zum neuen abenteuer durchstarten. auf dem programm stehen: chile, bolivien, peru, equador! ich freue mich riesig...

saludos, livio

Sonntag, 17. Juni 2007

novedades de cuba 2

hola amigos

so... die haelfte meiner kuba-zeit ist vorbei! zeit fuer einen zweiten bericht.

der erste schock ist gut ueberwunden und ich habe mich an die hiesigen verhaeltnisse gewoehnt. mit der sprache klappts immer besser und gewisse dinge kommen mir gar nicht mehr so abnormal vor:)
vor allem an die langsamkeit hier musste ich mich zu beginn doch ein wenig gewoehnen, bzw herunterfahren. aber das geht gut. ich laufe langsamer, esse langsamer, tue alles mit einer gewissen gemaechlichkeit (unter anderem auch sprechen, doch da hats auch andere gruende...:-D) und das geht auch ganz gut so und ist schoen gemuetlich.
trotzdem gehts mir hier oft zu langsam her, bzw nicht zu langsam, sondern zu passiv. der groesste teil der leute hier sind enorm passiv und ohne jegliche eigeninitiative. vielleicht faellt mir das besonders auf, weil ich das letzte halbe jahr in der schweiz doch ziemlich viel eigeninitiative und fleiss aufbringen musste, um auf die aufnahmepruefungen hinzuarbeiten. hier jedoch arbeitet keiner zu viel. wieso auch.. der staatliche einheitslohn ist fix (und ausserdem so niedrig, dass man sich damit nur knapp ueber wasser halten kann) und uebermaessiger fleiss und einsatz wird nicht belohnt. ein taxi-fahrer oder hotel-portier verdient mehr (wegen des trinkgeldes) als andere. wieso soll man noch studieren gehen und sich fuer etwas einsetzen?
ihr seht, dass es gewisse dinge in kuba gibt, die - meiner meinung nach - nicht allzu gut laufen und dass daran der geliebte fideli nicht ganz unschuldig ist. die revolution hat jedoch nicht nur schlechtes gebracht. kuba hat eine sehr gute medizinische versorgung, hohe lebenserwartung und die hoechste alphabetisierungsrate amerikas (ja, hoeher als die usa, das gefaellt ihnen...;-D).
so, ueber das ganze system hier mit seinen vor- und nachteilen und die gespraeche mit den kubanern darueber werde ich jedoch ein anderes mal schreiben....

wenn wir schon gerade bei der alphabetisierungsrate waren... ich kam mal auf der strasse in havanna mit einer primarlehrerin und zwei ihrer schueler ins gespraech. sie wollten mir dann unbedingt ihre schule zeigen, was mich natuerlich auch interessierte. ich wurde vom vizedirektor persoenlich (er nannte sich zumindest so... hier in kuba toenen alle berufsbezeichnungen vielversprechend..) durch alle zimmer gefuehrt, durfte fragen stellen/beanworten, fotos machen.... ein schoenes beispiel der kubanischen offenheit.



auf dem bild auch schoen zu sehen: ethnische vielfalt, schuluniformen, heiterkeit, unkompliziertheit...

letzte woche bin ich dann in den westen kubas gereist. eigentlich wollte ich mit einem kubaner, welchen ich kennen gelernt hatte, in dessen oldtimer nach pinar del rio ("tabakhauptstadt") fahren. doch als ich dann um 8 uhr morgens bei ihm antrabte, erklaerte er mir, dass gerade heute der wagen ausgestiegen sei. ja, ich musste mich also nach einer anderen loesung umsehen. nach einer stunde (kubanisch fast unmoeglich) sass ich dann aber schon in einem bus, der mich nach pinar fuehrte.



ja, pinar ist in einigen dingen schon fortschrittlicher als wir:) schoen zu sehen auf diesem bild auch, dass man in kuba grundsaetzlich einfach ueber die strasse geht. fussgaengerstreifen gibt es sowieso keine. einfach schauen und laufen (auch auf autobahnen oder mitten in havanna...). das ist eigentlich auch kein problem, da in kuba alles schoen langsam geht bzw faehrt. trotzdem jedoch empfiehlt sich immer ein zweiter blick, da die kubaner lieber die hupe als die bremse benutzen...:D



in meiner casa particular in pinar habe ich dann auch bekanntschaft mit diesen schoenen tieren gemacht. quitschfidel kam ich am morgen frisch geduscht aus dem badezimmer (welches ein zimmerchen mit einem wc und einem kuebel wasser war) und entdeckte sie. 3 oder 4 wunderschoene cucarachas inspizierten gerade mein necessaire, meine schuhe und meinen rucksack. ja, da war es mit der morgendlichen idylle vorgei....



von pinar fuhr ich dann schliesslich nach vinales weiter. das ist ein tal und soll vor langer zeit mal ein riesiges hoelensystem gewesen sein, welches dann irgendwann mal eingebrochen ist. uebrig geblieben sind die "stuetzpfeiler". heute werden sie mogoten genannt und bilden zusammen mit der roten, fruchtbaren erde und den gruenen pflanzen ein eine wunderschoene landschaft.



in vinales konnte ich dann einen roller mieten, was super war. ich fuhr einen tag lang im ganzen tal herum, genoss die selbstaendigkeit, ging oft von der hauptstrasse weg und war dann schnell mal in the middle of nowhere..:) an dem ort hier wars mir dann aber ploetzlich nicht mehr so wohl. zwar etwa nur 15 min von vinales entfernt, aber in einem gewirr von ausgetrockneteten schlammpisten. ein gewitter lag in der luft und bei regen waere ich schnell hoffnungslos stecken geblieben. also wollte ich so schnell als moeglich raus, doch fuhr ich (ich hab auf die uhr geschaut) ueber eine stunde im kreis und hatte die orienteierung voellig verloren. menschen und zivilisation waren sowieso nicht zu hoeren und zu sehen und ich dachte mir schon notfall-plaene durch..:-p schliesslich war ich aber ebenso ploetzlich wieder draussen, wie ich hineinkam..:)



von den schlammpisten hatte ich dann genug und versuchte mich als hoehlenforscher. auch das war ein ganz interessantes erlebnis, zumal wir einen guten fuehrer hatten (wir waren eine gruppe von 4 touristen) und er liess uns als richtige abenteurer fuehlen:)



ja, und um mich von den abenteuerlichen strapazen zu erholen, habe ich mir dann einen tag auf der cayo levisa, einer kleinen insel an der nordkueste in der naehe von vinales, gegoennt. auf der gesamten insel waren etwa 15 touristen verteilt auf ueber 3 kilometer strand. dieses foto musste ich also (wie die meisten) mit selbstausloeser machen, da die naechsten leute ein paar hundert meter weit weg waren, herrlich... dann konnten wir auch noch etwa 20 minuten mit dem boot raus zu einem korallenriff fahren, um zu schnorcheln. auch das war unglaublich interessant (das riff war schaetzungsweise zwischen 4 und 8 meter tief) und man war also ganz nah dran:)... aber nach einem liter geschluckten salzwasser hatte ich dann auch genug. es war ein schoener tag, doch bin ich definitiv weder wasserratte noch strandlieger...:D


ja, nun bin ich zurueck in havanna. waehrend meiner ganzen zeit hier habe ich immer wieder ganz laessige leute (touristen und einheimische) kennen gelernt. gerade wenn ich alleine reise, ist es immer wieder schoen, erlebnisse und tipps mit anderen auszutauschen, zu plaudern, etc...



auch bin ich in havanna (endlich) mit den mir gebuehrenden ehren von der richtigen person empfangen worden (ihr duerft drei mal raten, wer mir gegenuebersitzt..)...



...und habe sogleich auch meinen mir gebuehrenden platz hier erhalten.
nun, wie gehts weiter.. am dienstag werde ich zu einem laengern trip in den osten kubas auf brechen. geplant habe ich (wobei ich hier in kuba eigentlich aufgehoert habe, allzu grosse plaene zu machen, weil es immer anders kommt) cienfuegos, trinidad, sierra maestra (kubanischer himalaya), santiago und baracoa...
so, gratuliere allen, die es bis hierhin geschafft haben! freue mich natuerlich weiterhin ueber news aus der schweiz oder von wo auch immer und hoffe, euch gehts allen gut. saludos y hasta pronto, livio

Mittwoch, 6. Juni 2007

novedades de cuba 1

hola amigos!

schon die erste taxifahrt vom flughafen von havanna in die altstadt war ein erlebnis. kaum aus dem flughafen raus (der eher einer markthalle, als einem flughafen gleicht), wurde ich von der drueckenden hitze fast erschlagen und von taxifahrtern ueberrannt. ich habe mich dann fuer eine billigere variante entschieden... einen fiat polski ohne fenster:) kaum waren wir einige hundert meter gefahren (mit einer durchschnittsgeschwindigkeit von vielleicht 30 km/h), wurden wir schon von der polizei angehalten. der fahrer stieg aus und diskutierte mit den polizisten etwa 20 meter entfernt vielleicht eine viertelstunde (mir kams vor wie zwei stunden). 50 meter weiter vorne standen die ersten prostituierten an der strasse... und ich sass im auto, und hatte doch ein wenig ein komisches gefuehl..:) doch der fahrer kehrte zurueck und brachte mich zur richtigen adresse, natuerlich nicht ohne mir noch vorher eine unterkunft bei seinen verwandten anzubieten...
schon an diesem ersten abend habe ich unglaublich viel "kuba" erlebt. ich werde darauf zurueckkommen, doch zuerst moechte ich nochmals kurz ausholen..

vielleicht haben es ja noch nicht alle mitbekommen. im letzten monat tat sich einiges bei mir und schliesslich ist alles prima aufgegangen. ich werde nun im september in lugano ein musikstudium (klarinette) beginnen und freue mich riesig darauf.
bevor dies aber beginnt, wollte ich mir noch einen lebenstraum verwirklichen. eine groessere reise unternehmen. ja, und da bin ich jetzt, am beginn dieser reise, in welcher es mich nach einem monat (alleine) in kuba weiter nach chile-bolivien-peru-equador (mit patrick meng) ziehen wird.

so, zurueck zu kuba. ich nun seit vier tagen in havanna und habe bei einer familie im historischen stadtteil ein zimmer. dies wurde moeglich durch eine kollegin von uns in der schweiz. martina hat einen kubaner als freund. deshalb konnte sie mir viele adressen, tipps und eben diese unterkunft mitgeben bzw organisieren. an dieser stelle as grosses maersi an d martina:) waehrend des monats, den ich in kuba verbringe, werde ich von hier aus nach ganz kuba ausschwaermen.

ja, bis jetzt habe ich ein wenig tourist gespielt und mir havanna angesehen. als oberflaechlicher betrachter koennte man meinen, dass es eine "ganz normale" ist. man kann einkaufen, es hat sehenswuerdigkeiten, touristen, ...
doch havanna ist anders. irgendwie scheint hier die zeit stillzustehen. niemand hats eilig (gerade komisch nach meinem letzten, sehr stressigen zeit in der schweiz). ueberall sitzen die menschen auf dem trottoir, studenlang, schauen vor sich hin, schatzen und lachen. und doch lebt die stadt. an vielen ecken ertoent musik, wird gesungen und getanzt... (oft leider als touristenattraktion).
weiter hat havanna wunderschoene haeuser zu bieten, die, die man eben kennt von den bildern. leider sind sie in der minderheit. der groesste teil der haeuser zerfaellt, ist dreckig und es gleicht oft eher bildern, die wir aus der dritten welt kennen. die meisten strassen sind wirklich auch
bei den autos ist es dasselbe. es gibt diese wunderschoenen (und grausam stinkenden, .. ich ueberleg mir das mit der anti-offroader-initiative nochmals...=D) oldtimer. aber grundsaetzlich faehrt alles rum, was zwischen zwei und vier raedern hat und irgendwie noch einigermassen fahrtuechtig ist:)
viele kubaner leben mit dem staatlichen lohn am existenzminimum und haben oft keine andere wahl, als auf halblegale und illegale praktiken zurueckzugreifen (unregistrierte taxis, prostitution, . so ist es auch mit meiner unterkunft. sogenannte "casas particulares" muess(t)en registriert werden, was hohe abgaben an den staat mit sich zieht, was die casas wiederum kaum wirtschaftlich macht. deshalb vermietet mir die familie dieses zimmer streng gesehen illegal.. und deshalb sind sie auch froh, wenn ich mich sehr diskret verhalte, wenn es in gespraechen um meine unterkunft geht...
wenn wir schon bei legalitaet und illegalitaet sind.. polizei. es hat eine riiiesige unmenge an polizisten in der stadt. und diese haben irgendwie nichts zu tun. als ich am ersten tag mit ricardo (meinem "vermieter") auf den markt ging, wurde er von einem polizisten angehalten, musste den ausweis zeigen und schliesslich mit auf den posten. so wie ich es danach von ihm verstanden habe, kam es dem polizisten ungewoehnlich vor, dass ein kubaner einfach so mit einem touristen herumlief (oder es war ihm einfach langweilig und er wollte sein revier markieren..)

verstehen und nicht verstehen: die sprache macht mir noch sehr grosse muehe. ich habe mich auch nicht allzu grandios (kurz aber heftig..:D) darauf vorbereitet, aber die kubaner haben auch einen sehr schwer verstaendlichen akzent (etwa wie george w. english spricht..XD).
es war und ist also ein ziemlicher sprung in kalte wasser, habe ich doch seit meiner ankunft kaum ein wort englisch (bis auf "hello my friend" & co), geschweige denn deutsch gesprochen... auch ans alleine-sein bzw -reisen musste ich mich gewoehnen. es braucht sehr viel eigeninitiative, um etwas zu unternehmen. anderseits ist es auch schoen und ich geniesse es, mal zeit fuer mich zu haben. nicht zuletzt gibt es die ziemlich strenge letzte zeit in der schweiz zu verdauen und etwas herunterzufahren:)

so, entschuldigt, dass es so lang wurde, aber ich hatte wohl ein akutes mitteilungsbeduerfnis...:-D danke fuers zuhoeren bzw zulesen... und trotzdem koennte ich noch lange weiterschreiben.
als ich den text vorhin nochmals kurz durchgelesen habe, kam er mir gerade genug negativ vor. das stimmt aber nicht. es ist einfach doch ein groesserer kulturschock so ploetzlich und der braucht verarbeitet zu werden.

wie es weitergeht, weiss ich noch nicht genau..:) aber es wird sicher reichen, um eine weitere mail zu schreiben...
entonces, saludos a todos y hasta luego

habana vieja



alltag in habana vieja

offroader ahoi :)



...

cementerio christobal colon



das cementerio ist gleichzeitig ein riiesiger friedhof mit ueber 800 000 grabstaetten (!) und ein unglaublich interessanter kultureller teil havannas. alles was rang und namen hat, wurde und wird hier begraben. tausende von statuen schmuecken die graeber...


im cementerio: hier werden die gebeine der verstorbenen in diesen betonkisten aufgewart.. neben meinem kopf eine plastikblume und wahrscheinlich ein oberschenkelknochen..:D

mi habitatiion



mein zimmer in habana vieja


an richtiga fiat polski... jojo, das sind no autos:)

Freitag, 1. Juni 2007

Hasta luego en Santiago!

Bei mir klopfts an die Türe, es ist Livio, der noch was vorbeibringt. Das kurze Gespräch handelt von Reisevorbereitungen und solchem Kram. Es kommt mir so surreal vor, dass ich ihn als nächstes in Santiago wiedersehen werde. "Bis nach Santiago", ruf ich ihm zu. "Hasta luego!", antwortet er und ist schon weg...